Königin Katharina –Das kurze Leben einer ungewöhnlichen Frau


Es ist bedauerlich, dass der Anteil von Königin Katharina (1788-1819) bei der Stiftung des Cannstatter Volksfestes 1818 viele Jahre im Schatten ihres Gemahls, König Wilhelm I. (1781-1864) lag. Um so unverständlicher, wenn man weiß, dass die zweite Frau des Monarchen eine für ihre Zeit ungewöhnlich begabte und emanzipierte Fürstin war. Und was besonders hervorzuheben ist: sie hatte Zukunftsvisionen. Eine im „verhockten, monostrukturierten Agrarland Württemberg besonders wichtige Eigenschaft. 1816 bestieg Wilhelm I. den Tron. Schon drei Jahre später, im Januar 1819 starb die Königin erst 31-jährig an Gesichtsrose.

Was die Enkelin von Zarin Katharina der Großen in dieser kurzen Zeitspanne förmlich aus dem Boden gestampft oder auf den Weg gebracht hat, nötigt auch heute noch, fas zwei Jahrhunderte später, höchsten Respekt ab.

Wie groß der Anteil bei der Stiftung des Landwirtschaftlichen Hauptfestes, des Cannstatter Volksfestes, ist, lässt sich nicht ganz einfach ermitteln. Das „Hängen am Alten“, oder wie es Thaddäus Troll beschrieb, „.... des duat’s schon no“, war eines der Grundübel. Es zeugt deshalb vom Weitblick der russischen Zarentochter, dass sie bereits im Stiftungsjahr 1818 die Landwirtschaftlichen Preise des Königs durch Industriepreise ergänzte. Mögen die technischen Entwicklungen auch noch so bescheiden gewesen sein – die gedankliche Richtung stimmte.

Zur gleichen Zeit gründete sie auch die heutige Universität Hohenheim, zunächst als Landwirtschaftsschule in Scharnhausen. Weitere Innovationen von Katharina sind die Württembergische Landessparkasse als erstes derartiges Institut (heute Landesbank), das Königin-Katharina-Stift (Gymnasium) und das Katharinen-Hospital.

Katharina wird als „attraktive, mit großer Selbstsicherheit auftretende Erscheinung geschildert, bei äußerster geistiger Regsamkeit“. Trotz der Attraktivität der zweiten Ehefrau, nahm es Wilhelm I. mit der ehelichen Treue nicht immer so genau. Die Entdeckung in flagranti  soll, so wird vermutet, zum raschen Tode der Königin geführt haben.

Zunächst in der Fürstengruft in der Stuttgarter Stiftskirche beigesetzt, ließ Wilhelm I. für seine „ewig geliebte Gemahlin“, wie es die Grabkapelle weithin Kündet, durch Hofbaumeister Giovanni Salucci die einstige Stammburg Wirtemberg abbrechen und durch ein klassizistisches Mausoleum erneuern.


von Hans Otto Stroheker



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